TOP 5 der verwandelten Wortmigranten

Die veränderte Bedeutung eines Wortes kann zu bösen Überraschungen führen.

Sprache spiegelt Geschichte

Die ehemalige Paraderolle der Grande Nation im Europa des 18. Jh., der dreißigjährige Krieg, die Flucht der Hugenotten aus Frankreich: All diese Ereignisse haben Spuren hinterlassen. Viele heute gebräuchliche Wörter stammen aus dieser Zeit. Das Französische fungierte einst als Wortlieferant – eine Rolle, die heutzutage das Englische einnimmt.

Französische Wörter im Deutschen

Unzählige Wörter fanden ihren Weg in die deutsche Sprache. Manche behielten ihre Bedeutung und Form – die Revanche oder das Restaurant. Manche veränderten die Form und wurden eingedeutscht: das Parfüm, das Menü.
Manchmal veränderte sich aber auch der Sinn des Wortes mit der Zeit. Es lagerten sich geschichtliche Zusammenhänge in das Wortverständnis ein. Das Wort ging Allianzen mit anderen Wörtern ein. Oder aber das Wort veränderte sich in der französischen Sprache. Schleichend entstand so, was jedem Sprachenlerner heute ein Begriff ist: ein falscher Freund.

Top 5: falsche Freunde FR-DE

Ein Wort, das aussieht wie ein anderes und dennoch etwas anderes meint. Hier unsere Top 5 der peinlichsten falschen Freunde, die leicht zu einem planschbeckengroßen Fettnäpfchen werden können.

  • #5: Die Bagage

    Heute ist die ursprüngliche Bedeutung ‚Reisegepäck‘ im Deutschen vergessen. Geblieben ist ein unfreundliches Wort, um eine Menschengruppe abwertend zu bezeichnen. Wahrscheinlich reiste das Wort einst Ende des 16. Jh. mit fliehenden Hugenotten nach Deutschland ein. Vielleicht verfestigte sich der negative Eindruck auch erst mit den marodierenden Soldaten des Dreißigjährigen Krieges. Das Gepäck – le bagage – verlor seine Neutralität und wurde zu einem Synonym für ‚Pack‘ oder ‚Gesindel‘. Wenn Sie also jemand in Frankreich nach Ihrer bagages fragt, sucht er keinen Streit, sondern möchte vielmehr Ihr Gepäck entgegennehmen.

  • #4: Die Affäre

    Von der Staatsaffäre bis zur gefährlichen Liebschaft hat sich das Wort von seinen Ursprüngen weit entfernt. Als ‚(unangenehme) Angelegenheit‘ wanderte es im 17. Jh. in die deutsche Sprache ein. Spricht man heute im französischen von einer affaire, so hat man vielleicht schlicht etwas zu tun: à faire. L’affaire und auch der Plural les affaires haben im heutigen Französischen eine Vielzahl an Bedeutungen: ein Seitensprung ist aber sicher nicht darunter.

  • #3: Das Rendez(-)vous

    Auch das Rendezvous – im Deutschen zum Ausdruck französischer Romantik mutiert, seit es sich im 18. Jh. als ‚Stelldichein‘ vorstellte – kann im Französischen bloß ein Termin beim Zahnarzt sein.

  • #2: irritieren

    „Moment, du irritierst mich.“ Wie leicht man sich in Untiefen bewegen kann. Im Französischen stammt irriter nämlich vom Lateinischen ‚erregen, reizen, provozieren‘ und bedeutet ’nerven‘. Im Deutschen vermählte sich das Wort im Laufe des 19. Jh. mit dem Deutschen ‚irren‘ und wurde nun als Ableitung in Verbindung mit der Endung ‚-ieren‘ umgedeutet. ‚-ieren‘ verweist in Adjektiven darauf, dass eine Person oder Sache in einen Zustand gebracht wird: Im Fall von ‚irrit-ieren‘ also in die Irre. Folglich ist im Deutschen jemand irritiert, wenn er aus dem Konzept gebracht wurde, im Französischen aber, wenn ihn etwas nervt. Ein nicht unerheblicher Unterschied, der durchaus Streitpotenzial birgt. Irritiert?

  • #1: salopp

    „Salopp“, das sagt sich im Deutschen locker und leicht: Saloppe Kleidung, salopper Spruch, saloppe Frisur. Entlehnt wurde das Wort im 18 Jh. aus dem frz. sale ‚dreckig‘ und hoppe ‚Wiedehopf‘, einem Vogel, der für sein schmutziges Gefieder bekannt ist. Im Deutschen wandelte sich das Wort und bedeutete fortan Leichtigkeit, Ungezwungenheit. Im Französischen blieb die Bedeutung allerdings erhalten. Salope, das ist eine ‚Schlampe‘, bzw. als Adjektiv ’schlampig‘. Da können Sie für eine „saloppe Frisur“ schon mal schräg angeguckt werden.

Hatten Sie auch eine Begegnung mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde?

Kennen Sie andere Wortmigranten, die sich in der deutschen Sprache verwandelt haben? Oder sind Sie schon mal wirklich in ein Sprachnäpfchen getreten. Erzählen Sie uns davon. Wir freuen uns über Ihre Geschichten.

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