La Bise in Frankreich: So geht’s

Murmeltiere beim Küsschen geben

Rechts, links, rechts: La Bise in Frankreich

Mehr als nur ein Küsschen: faire la bise ist eine Kunst. Wem, wann, wie viele … und wie genau eigentlich? Ausländer sind von der Küsschenkultur in Frankreich häufig überfordert. Doch manchmal führt sie selbst zwischen gebürtigen Franzosen zu Verwirrung.

Simple comme Bonjour?

Eine Umarmung, das wäre zu viel. Das französische Begrüßungsritual ist weniger ein herziges In-den-Arm-nehmen als ein institutionalisierter Bussi. Was in Deutschland streng nach Schickaria riecht, gehört in Frankreich zum Alltag – und mindestens genauso zur Kultur wie Baguette, Käse oder Wein. Die Bise sind für Neulinge schwer zu dechiffrieren. Wir haben für Sie das Wichtigste in aller Kürze zusammengetragen.

Das Einmaleins der Bise

In die Luft oder richtig?

Bevor wir ins Detail gehen, sollten wir über die Grundlagen reden: Anders als man meinen könnte, sind die Bise keine Küsse. Sie sind vielmehr eine Berührung der Wangen, bei der man ein Kussgeräusch in die Luft macht. Also, bitte keine Wangenschmatzer oder Umarmungen – es sei denn, Sie (a) treffen Ihren verschollenen besten Freund oder (b) wollen einen Flirt beginnen.

Auf welcher Seite geht es los?

Wie auf viele Fragen bezüglich der Bises lautet die Antwort: Das hängt ganz von der Region ab. In den meisten Regionen liegt man richtig, wenn man die linke auf die linke Wange legt. Doch auch zwischen Franzosen ist es nicht unüblich, dass man überkreuzt und sich erst auf eine Seite einigen muss. Schmunzeln Sie gemeinsam darüber.

Wann gibt es Küsschen?

Wann hängt eng mit der Frage zusammen, mit wem man die Bise macht. Als grobe Regel gilt: Immer, wenn man jemanden trifft, d. h. in der Freizeit, manchmal bei der Arbeit, immer, wenn man bei Freunden zu Besuch ist oder wenn man auf eine Party kommt. Gehen Sie zu jedem einzeln hin und begrüßen Sie ihn oder sie mit der Bise. Das mag für Deutsche umständlich klingen. Diesseits des Rheins ist man gewöhnt, ein einfaches „Hallo allerseits“ in den Raum zu werfen. Doch sehen Sie es einmal so: Dadurch haben Sie mit allen gleich von Anfang an Kontakt aufgenommen. Der Abend kann losgehen.

Wem gibt man Küsschen?

Noch komplexer ist die Frage nach dem „wem“. Familie, Freunde, Kollegen, Alter, Status: All das will Bedacht werden. Zum Beispiel ist es normal, jemanden mit der Bise zu begrüßen, dem man gerade erst vorgestellt wurde – bspw. die Freundin eines Freundes –, doch würde man niemals dem Vorgesetzten von sich aus mit der Bise begrüßen, auch wenn man schon seit Jahren zusammenarbeitet. Kollegen küssen sich aber durchaus untereinander. Übrigens ist auch unter Männern der Bise möglich, allerdings ist er Familienmitgliedern und sehr gute Freunden vorbehalten. Ansonsten geben sich Männer untereinander die Hand. Die vielen unterschiedlichen sozialen Situationen sind in diesem Video (ca. 4 min.) sehr schön vermittelt:

Wie viele? Ein Stolperstein auch für Franzosen

Selbst Franzosen können manchmal nicht abzuschätzen, wie viele Male geküsst wird. Abhängig von der Region legt man die Wangen 2, 3, 4, ja bis zu 5 Mal aneinander. Das führt auch zwischen Einheimischen zu Verwirrung, besonders wenn sie aus verschiedenen Regionen stammen. Sogar die soziale Klasse soll hier eine Rolle spielen und die Bourgeoisie in der Regel weniger küssen als das Proletariat. Doch eine exakte wissenschaftliche Untersuchung gibt es darüber noch nicht. Immerhin für die Regionen hat sich jemand an einer Karte über die regionale Küsschenzahl versucht.

Das Küsschen als Ausdrucksform

Die Bise sind ein gesellschaftlicher Tanz, der kein festes Regelwerk hat, sondern wie ein Tango dem Feeling folgt. Denn mehr als von der Region hängt es von der Person ab, die man ist und der man gegenübersteht. Deutschen wird gerade am Anfang etwas mulmig, denn die Wange ist doch etwas Intimeres als die Hand. Es ist gewöhnungsbedürfigt, dass man den besten Freund genauso begrüßt wie einen Fremden. Wie immer im Leben sind es die Nuancen, die Sie in die Bise hineinlegen: Die Hand an der Schulter, die Nähe der Lippen zu den Wangen, die Intensität des Drucks. Werfen Sie sich ruhigen Blutes in das soziale Spiel und vergessen Sie nicht, dass Sie den Ausländerbonus haben – und das Franzosen in Deutschland genauso schlucken, weil für sie das Umarmen zunächst überraschend und erstmal zu intim ist. Machen Sie im Zweifel, was die anderen machen und lassen Sie sich führen – wie im Tanz.

Wir freuen uns, über Ihre Erfahrungen mit der französischen Küsschenkultur zu hören. Hinterlassen Sie ein Kommentar oder teilen Sie den Artikel mit Ihren Freunden.

Ahoi

Ihre Kulturentdecker

Wenn Sie noch mehr über das Thema erfahren wollen, wird Sie dieses Video des französisch-deutschen Fernsehsenders Arte interessieren: Karambolage: La Bise (auf Französisch)

Bild: „Kissing Prairie Dog“ von Brocken Inaglory. Licence CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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